Nachtrag zum Vortrag „Heinkel in Rostock“
Wie der Veranstalter erhoffte, hat der Vortrag „Heinkel in Rostock. Innovation und Katasthrophe“ von Herrn Ullrich Klein, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Kulturhistorischen Museum Rostock, reges Interesse geweckt. Die Stadtbibliothek im Campus bot den ca. 50 Besuchern ein behagliches Ambiente.
Ernst Heinkel und seine Flugzeugwerke sind ein heftig und widerstreitend diskutiertestes Thema der Rostocker Stadtgeschichte und darüber hinaus des Flugzeugbaus in der Nationalgeschichte seit dem frühen 20. Jahrhundert.
In seinem Vortrag stellte Herr Klein sehr systematisch und anschaulich den historischen Kontext beleuchtend den Aufstieg Heinkels zum führenden Unternehmen der Flugzeugindustrie dar. Detailreich wurden die Flugzeugtypen bis hin zum erfolgreich konstruierten, weltweit ersten Düsenflugzeug und dem ersten Postflugzeug über den Atlantik dargestellt.
Für Techniker eine imposante Geschichte technischer Innovation, für den engagierten Historiker die Crux, die Ambivalenz der Technikgeschichte im Kontext deutscher Rüstungspolitik und- industrie seit dem I. Weltkrieg bis hin zum Faschismus freizulegen. Das ist dem Vortragenden eindrucksvoll gelungen! Schwer zu ertragen die Beschäftigung von Zwangsarbeitern und Häftlingen des Außenlagers des KZ Ravensbrück in Barth und deren adäquate Aufarbeitung.
Rostock wächst mit dem Zuzug von Technikern – vor allem aus dem Süden Deutschlands- zu einer Großstadt, Heinkel wird zum Beförderer von (noch heute) beeindruckenden Sozialleistungen für die Arbeitenden. Ein schwieriges Kapitel bleibt die „Entnazifizierung“ Heinkels in der Bundesrepublik, wie auch der Aufbau von Schiffbauforschung und -lehre an der Universität Rostock mit ehemaligen Heinkel- Ingenieuren.
Fazit: Ullrich Klein hat das Bündel diffizieler Fragen des Themenkomplexes mit beiendruckendem Wissen, historischem Analysevermögen, Empathie für die konfrontative Aufarbeitung deutscher Geschichte und Erzählvermögen beieindruckend dargestellt.
Die anschließende Fragerunde der Gäste zeigte deren Sachverstand und z.T. berührende familiäre Betroffenheit mit der Geschichte der Heinkel- Werke in Rostock, Doberan, Wien, Prag, der Türkei… Ullrich Klein wird manchen Spuren nachgehen. Was kann man Besseres wünschen als dass Vortragender und Zuhörer in einen produktiven Dialog kommen.
Herzlichen Dank an Ullrich Klein für diese erhellende „Geschichtlslektion“ in Schwaan. Danken möchten wir auch der Bibliothekarin Frau Marczak für die bewährte, unkomplizierte Zusammenarbeit. Auf ein Nächstes!
Hella Ehlers
Schwaaner Kulturförderverein e.V.
© Foto: Gerd Koppitz