Gedenken an ermordete jüdische Bürger in Schwaan – Stolpersteinverlegung am 20. Februar 2020
Der Schwaaner Kulturförderverein e.V. und die „Prof.-Franz-Bunke-Schule“ Schwaan laden zur öffentlichen Ehrung in Auschwitz ermordeter Bürger unserer Stadt ein. Am 20. Februar, 09:00, werden in Schwaan, Pferdemarkt 7, drei „Stolpersteine“ eingeweiht.
Gunter Demnig, der Initiator dieser Form des Gedenkens und der öffentlichen Ehrung Verfolgter und Ermordeter in der Zeit des Faschismus 1933-1945, bringt die kleinen Messingplatten in den Gehweg vor dem letzten Wohnort von Willi, Paula und Alice Marcus ein. Dort lebten sie bis zu ihrer Deportation am 10. Juli 1942. Die Tradition der Kaufmannsfamilie Marcus in Schwaan reicht bis in das frühe 19.Jahrhundert zurück.
Willi Marcus, Kaufmann in 4. Generation, führte bis 1938 ein Geschäft für Kolonialwaren in der Brückenstr.8, heute August-Bebel-Str. Er war der letzte Vorsitzende der Schwaaner „Israelitischen Gemeinde“ bis zu ihrer Auflösung 1915. Seine Frau Paula Marcus, geb. Levy, kam aus Bad Sülze. Ihr Vater Aaron Levy hatte dort ein Rohproduktengeschäft. Er starb im September 1942. Die Mutter Ina Levy wurde im November 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und kam dort um. Alice Marcus, geb. 1898, war die Schwester von Willi und Dr. med. Paul Marcus, geb.1887. Paul Marcus flüchtete 1936 infolge antisemitischer Anfeindungen in den „Freitod“.
Im Anschluss an die Stolpersteinverlegung ist die Öffentlichkeit ab 10:00 Uhr eingeladen zu einer Gedenkveranstaltung im Kunstraum der Schule, Pfarrstr. 15. Schüler einer 6. und einer 8. Klasse der„Prof.-Franz-Bunke-Schule“ und Schüler der „Schule am Schwanenteich“ Rostock haben unter Leitung ihrer Lehrerinnen und engagierter Künstler der Region am Projekt „Stolpersteine“ gearbeitet und sich mit der Geschichte jüdischen Lebens in Schwaan vertraut gemacht. Die Ergebnisse diesesumfangreichen Projekts werden hier vorgestellt. Besonders angezeigt sei die Anwesenheit des 93-jährigen Zeitzeugen Albrecht Josephy-Hablützel aus der Schweiz. Seine Vorfahren, geschäftlich und durch Heirat mit der Familie Marcus verbunden, waren seit Mitte des 18. Jahrhunderts in Schwaan ansässig und erfolgreiche Kaufleute.
Die Stolpersteine wurden aus privaten Spenden und einer Spende der am Projekt beteiligten Schwaaner und Rostocker Schüler finanziert. Den Spendern gebührt besondere Anerkennung!
Fotos: G. Koppitz