Nachlese zur Krimilesung
Am 11. Mai ging es in der Stadtbibliothek Schwaan kriminell zu.
Der Schwaaner Kulturförderverein hatte den Schriftsteller Frank Goyke zur Lesung aus seinem Ostseekrimi „Mörder im Zug“ eingeladen. Im Hinstorff Verlag Rostock erscheint seit Jahren die Reihe „Ostseekrimi“ verschiedener Autoren. Das weckte unser Interesse. Goyke ist ein wacher, kritischer Beobachter sozialer, kultureller und politischer Verhältnisse und Entwicklungen hier und europaweit und gibt seinen Figuren in einem weit ausholenden Handlungsgeflecht internationalen „Spielraum“. Unsere schöne Ostseegegend erhält durch erzählte Wirtschaftskriminalität und Versuch ihrer Aufdeckung, Migrationshintergrund einiger Personen, Verschwörungsideologie, Kriegserfahrungen, Rauschmittelhandel und -konsum eine noch größere Welthaltigkeit. Die durch Kinheitserfahrungen geprägte Alkoholsucht der Kommissarin Barbara Riedbiester (sie beginnt eine Therapie!!!) und der Unfalltod der Ehefrau ihres Kollegen Uplegger bringen dem Leser dasErmittlerduo menschlich nah.
Wir gehen mit den Figuren u.a. durch Straßen und Stadtviertel von Rostock, begegnen mit Uplegger der Malerin Penelope in Neuwiendorf, werden mitgenommen auf S-Bahnfahrt Güstrow- Rostock- Warnemünde, können den Ermittlern Riedbiester und Uplegger zu Tatverdächtigen und vermeintlichen Zeugen im Landkreis folgen und fühlen uns irgendwie zu Hause…Goyke las ausgewählte Passagen des auf einen authentischen Fall beruhenden Romans und kommentierte Kontexte. Selbstverständlich wurde nicht enthüllt, wer nun den in Güstrow angestellten Fischzuchtexperten Andriejus Medanauskas in der S-Bahn Güstrow- Schwaan- Huckstorf- Pölchow- Papendorf- Rostock ermordete. Zumindest Leser der Stadtbibliothek wie auch diejenigen Gäste, die signierte Exemplare kauften, werden dem Täter auf die Spur kommen! Nach der Lesung kamen interessante Fragen aus dem Publikum und Goyke gab sehr bereitwillig und pointiert Antworten dazu, wo und wann ihm die Einfälle zu seinen Romanen kommen, wer sein schärfster Kritiker sei (‘ich selbst‘!), ob er gerne Buchmessen besuche (‚diese endlose Menge vorbeiziehender Menschen‘), warum er seine Texte selbst vortrage, wenn doch durch die Lesung anderer Personen ein anderer Sound entstünde (‚interessant, daran habe ich noch nicht gedacht, das Honorar ist aber für den Schriftsteller auch interessant‘)
Hätte Frank Goyke nicht den letzten Abend- Zug nach Berlin erreichen müssen, wäre das Gespräch sicher noch weiter gegangen.
Dank an Bibliothekarin Frau Marczak für die eindruckvolle Präsentation ihres Bestands an (Ostsse-)Krimis, die dem Autor einen feinen background bot; Dank an das Team des Campus um Frau Präfke; Dank an Max Wittscheck vom Hinstorff Verlag für die weitreichende Unterstützung in Vorbereitung der Lesung und den Büchertisch am Abend.
Facit: Ein schöner Literaturabend mit zahlreichem Publikum im schönen Ambiente der neuen Bibliothek. Denkbar ist, den Spuren der Ostseekrimis und deren Autor_innen weiter zu folgen.
Hella Ehlers
Schwaaner Kulturförderverein e.V.
Fotos: Helmut Langner